Oper, Theater, Konzert und Kino
(02.09.2005) zurück
Einen Theaterbesuch genießt man, ob er nun einmal im Jahr stattfindet oder dreimal die Woche. Die richtige Kleidung wird von der Art des Theaters bestimmt. Zum Stegreiftheater im Freien reichen oft Pullover und Hose. In der Wiener Staatsoper ist ein dunkler Anzug mit Krawatte beim Herrn gerne gesehen, zu Premieren sollte es Smoking oder Frack sein. Die Damen wählen das „kleine Schwarze“ oder ein anderes festliches Kleid, bei Premieren ein langes Abendkleid.

Dem oft gehörten Argument, man könne das Dargebotene ebensogut in Jeans genießen, muss man widersprechen. So nett bunte Freizeitkleidung of im Alltag die graue Eintönigkeit beleben kann, passt sie doch nicht zum kultiviert-festlichen Rahmen eines großen Opernhauses. Jeder Besucher trägt durch sein Äußeres zur Atmosphäre bei. Auch wenn jemand selbst der Meinung ist, Freizeitkleidung würde in der Oper nicht stören, sollte er aus Rücksicht auf die anderen Besucher festliche Kleidung wählen.
Wenn man es einfach nicht mehr rechtzeitig geschafft hat und zu spät kommt, gehört es sich nicht, noch auf seinen Platz zu stürmen. Man wartet statt dessen auf die erste Pause, um seinen Platz einzunehmen, es sei denn, Sie haben einen hinteren Logenplatz oder gar eine eigene Loge. Diese können Sie natürlich ungeniert, aber leise, betreten und verlassen, wann Sie wollen. Der Respekt und das unauffällige Benehmen, das man während der Vorstellung an den Tag legt, gilt nicht nur den anderen Zusehern, sondern vor allem den Schauspielern, die natürlich durch laute Unterbrechungen oder Bewegung im Publikum während der Vorstellung irritiert werden.
Wenn man die Reihe, in der man seinen Sitzplatz weiß, betritt, nachdem schon andere dort Platz genommen haben, so wendet man sich an die erste Person, die in dieser Reihe sitzt, und fragt höflich: „Gestatten Sie, bitte?“ Handelt es sich bei den Neuankömmlingen um ein Paar, so wird der Herr die Frage stellen. Die angesprochene Person wird sich daraufhin erheben, vielleicht sogar aus der Reihe heraustreten oder nur die Füße beiseite stellen, damit man leichter passieren kann. Man geht nun durch, nicht ohne sich zu bedanken und vor allem mit dem Gesicht zu dieser und den folgenden Personen gewandt. Da meist alle, die in der betreffenden Reihe vor einem sitzen, aufstehen müssen, damit man seinen Platz erreichen kann, wird man bis zum Schluss unter dem steten Gemurmel von „Danke sehr, danke vielmals, …“ vorwärtspendeln, bis man seinen Platz erreicht hat. Der Herr wird vorangehen und den „Weg bahnen“, die Dame nimmt den rechten Sitplatz ein. Es sei denn, der linke bietet eine bessere Sicht, dann wird der Kavalier natürlich tauschen und sich, wie sonst auch, erst setzen, nachdem sich seine Begleiterin niedergelassen hat.
Kinobesuche, Theatervorstellungen, Konzert- oder Opernabende sind keine Fernsehrunden im Familien- oder Freundeskreis. Man enthält sich also lautstarker persönlicher Kommentare, sitzt möglichst ruhig bis zum Ende der Vorstellung und nimmt von lautem Mitsummen und Mitdirigieren Abstand. Dass einige Konzert- oder Opernbesucher die Partitur mitlesen wollen, wird man ihnen nicht verübeln können. Wer dazu eine Taschenlampe verwendet, geht zu weit. Eine Ausnahme hält die Wiener Staatsoper bereit, die am Balkon eine Reihe von Sitzplätzen für junge Nachwuchsdirigenten anbietet, die dort bei speziell für sie eingerichteter Beleuchtung mitdirigieren dürfen.
Wer laut oder leise ein Wurstbrot während der Vorstellung auspackt, hat wohl noch nicht darüber nachgedacht, dass auch eine Geruchsbelästigung störend ist. Den Hunger kann man ja bis zur Pause im Zaume halten. Dann raucht, isst und trinkt man aber auch nur in den dafür vorgesehenen Räumlichkeiten. Genauso störend für die Umgebung kann das Öffnen knisternder Bonbonsäckchen oder der im Kino gern geübte keineswegs lautlose Verzehr von Popcorn oder Kartoffelchips sein.
Beifall ist das Brot der Künstler. Davon leben sie natürlich nicht ausschließlich, aber es würde ihnen auch keinen Spaß machen, nur Geld für ihre großartigen Leistungen zu erhalten. Daher klatschen Sie nach Herzenslust, wenn es Ihnen gefallen hat. Bei außerordentlichen Leistungen wird man beim Klatschen sogar aufstehen („standing ovations“).
Wem’s nicht gefällt, der schreit nicht lautstark „Buhh!“, sondern hält den Mund und wohl auch seine Hände beim Applaudieren im Zaum. Auf keinen Fall geklatscht wird zwischen den einzelnen Sätzen von Symphonien, bei Passionsspielen und bei Messen.
Nach dem Ende einer Aufführung wird man sich zum Ausgang begeben und zuvor seine Garderobe holen. Hier bricht manchmal wieder der bis dahin stillgehaltene Mensch im Menschen durch, und mit Drängen, Stoßen und Püffen kehrt er zum Alltag zurück. Man gelangt dadurch keineswegs schneller an seine Sachen, sondern bedeutend missmutiger.
Hat der Herr Mäntel, Schirme und Hüte geduldig eingesammelt, ja vielleicht zusätzlich sogar die Straßenschuhe der Dame, die diese, da draußen Schlechtwetter herrscht, im Theater gegen elegante Abendschuhe eingetauscht hat, hat er also seine Siebensachen beisammen, so hilft er zuerst seiner Begleiterin in den Mantel und kleidet sich dann selbst an. Vor Beginn der Vorstellung hat er übrigens auch zuerst der Dame aus dem Mantel geholfen, bevor er seine eigene Garderobe abgelegt hat.
Wechselt die Dame ihre Schuhe, so wird er ihr dabei natürlich eine hilfreiche Stütze sein. Lehnt die Dame die Hilfestellung des Herrn bei allen angeführten Vorgängen ab, so wird dieser nicht böse sein, sondern den Wunsch der Dame akzeptieren.
Bietet der Herr einer Dame seine Hilfe an der Garderobe nicht an, so ist das schlicht und einfach schlechtes Benehmen, und die Dame, da können Sie ganz sicher sein, wird sich ihren Teil dazu denken.

Quelle: DER ELMAYER, Gutes Benehmen Gefragt, Zsolnay Verlag
mit freundlicher Genehmigung des Autors Thomas Schäfer-Elmayer



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