Vogelgrippe: Panik und Gelassenheit
(17.10.2005) zurück

 
Die Vogelgrippe hält Europa auf Trab. Aber selbst Experten können das Risiko nicht abschätzen. Die Gefahr ist real, aber noch kein Grund zur Panik.

Mit Vogelgrippe (Geflügelpest) ist eine Viruskrankheit gemeint, die insbesondere Geflügel befällt. Meist basiert sie auf den hoch ansteckenden Influenza A-Viren der Subtypen H5 oder H7. Nicht alle Influenzaviren sind jedoch für Mensch und Tier gleichermaßen ansteckend. Während Menschen normalerweise von Influenza-B-Viren oder von Influenza A-Viren der Subtypen H1N1 und H3N2 befallen werden, wird die Vogelpest meist durch Influenza A-Viren der Subtypen H5 und H7 übertragen.
Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wird aktuell weitgehend ausgeschlossen. Seit 1997 gab es weltweit 106 Erkrankungen und 72 Tote (hauptsächlich im asiatischen Raum).

Maßnahmen und Schutz vor einer Influenza-Pandemie:

Der österreichische Influenza-Pandemieplan

Durch das endemische (örtlich begrenzte) Auftreten der Vogelgrippe ist das Risiko für das Entstehen eines neuen Influenzavirus-Subtyps und somit einer Influenza-Pandemie erheblich gestiegen.
WHO und Europäische Kommission empfehlen daher dringend die Erstellung von Pandemieplänen.
Der nun vom Bundesministerium für Gesundheit und Frauen vorliegende Influenza-Pandemieplan ist als Grundgerüst zu verstehen, das die wesentlichen Inhalte der operativen Pandemiepläne auf Landesebene enthält und doch flexibel genug gestaltet ist, um jederzeit an die jeweilig konkrete Situation angepasst werden zu können. Neben Arbeitsanleitungen, Informationsblättern und Hintergrundinformationen werden Vorgaben zur Influenzaüberwachung, der Anschaffung von Arzneimitteln zur Prophylaxe und Behandlung sowie Impfstoffen und jenen Maßnahmen, die in Krankenhäusern zu ergreifen sind, festgelegt. Der österreichische Pandemie-Plan steht im Internet als Download zur Verfügung. Die Tatsache, dass die Gesundheitsbehörden Österreichs wie auch anderer Länder Vorkehrungen zur Bekämpfung einer eventuell einmal eintretenden Pandemie treffen, ist eine kluge und vorsichtige Maßnahme, soll jedoch nicht zu Panikreaktionen führen.

Strategie

Im Falle einer drohenden Pandemie ist es vordringlichstes Ziel, rasch einen wirksamen und verträglichen Impfstoff herzustellen. Der Zeitraum zwischen dem Bekanntwerden einer Pandemie, der Identifizierung des Virus, der Herstellung eines Impfstoffes und der Impfung der Bevölkerung bis hin zum Aufbau einer ausreichenden Immunität kann bis zu 12 Wochen betragen. Während dieses Zeitraumes ist der Einsatz von geeigneten Virostatika (Oseltamivir/Tamiflu®) vorgesehen. Der Sinn der Therapie bzw. Prophylaxe mit diesem Medikament liegt, wie schon oben angeführt, vor allem in einer Überbrückung der Zeitspanne bis zum Vorhandensein ausreichender Mengen eines wirksamen Impfstoffes. Eine ausreichende und frühzeitige Prophylaxe mit Oseltamivir ist vor allem für besonders exponierte oder gefährdete Personengruppen notwendig. Dazu zählen auch Personen zum Erhalt der Infrastruktur, wie auch Krankenhaus- und Pflegepersonal.

Mehr als die Hälfte der Todesfälle könnte verhindert werden

In Österreich erkranken pro Jahr ca. 380.000 Personen an der Influenza, ca. 4.500 Personen müssen stationär behandelt werden. Obwohl die Influenza somit zu den häufigsten und folgenschwersten Infektionskrankheiten gehört, besteht in der Bevölkerung kein adäquates Risikobewusstsein. Dies schlägt sich in dramatisch niedrigen Durchimpfungsraten von durchschnittlich 17 % nieder, welche trotz intensiver Aufklärungsarbeit nur sehr langsam gesteigert werden können. Bei einer Influenza-Pandemie rechnet man mit Erkrankungsraten von 15 bis 30 Prozent der Bevölkerung, das würde bedeuten:
  • Bei keiner medikamentösen Prophylaxe und keiner ursächlichen Therapie würden 0,4 Prozent der Erkrankten wahrscheinlich sterben. Das wären 9.672 Todesfälle.
  • Bei Verwendung von medikamentöser Prophylaxe für die Angehörigen des Gesundheitsbereiches und die der Infrastruktur und der Therapie aller Erkrankten könnten 60 Prozent der Todesfälle verhindert werden. Der prophylaktische Einsatz von Medikamenten oder Impfungen könnte den Ausbruch behandlungsbedürftiger Influenza-Erkrankungen um 80 Prozent reduzieren.



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