Internettelefonie ist nicht mehr aufzuhalten (Google, Yahoo und eBay mit VoIP-Angeboten)
(19.09.2005) zurück

 
Dem klassischen Telefongeschäft steht der größte Umbruch seiner Geschichte bevor. Die Telefonie über das Internet (VoIP) ist nach Expertenmeinung nicht mehr aufzuhalten. Nach einer aktuellen Studie von Deloitte werden rund 30 Prozent der traditionellen Telefonkunden in den nächsten Jahren auf die neue Technik umsteigen.

Die Investmentbank Credit Suisse First Boston rechnet für das Jahr 2010 damit, dass mehr Sprachverkehr in den Netzen durch VoIP als durch die klassischen Telefongespräche entsteht.

Grundlage für den Durchbruch der Internet-Telefonie ist die Ausbreitung der schnellen DSL-Verbindungen, die zu Pauschalpreisen angeboten werden. "Damit ist es mittlerweile egal, wie lang der Kunde im Netz ist, und die Flatrates ermöglichen zudem unbegrenztes Surfen ohne Volumenbegrenzung", führt die FAZ aus. Damit entfallen heute die Hürden, an denen die Internet-Telefonie im ersten Anlauf gescheitert sei. Der Computer müsse nicht eingeschaltet werden, um telefonieren zu können. Der DSL-Anschluss sei permanent mit dem Internet verbunden und so in der Lage, eingehende Gespräche anzunehmen.

"Die Geburtswehen der späten 90er Jahre liegen hinter uns. Jetzt geht es darum den Reichtum an Kommunikationsvielfalt den Nutzern zur Verfügung zu stellen. Gerade die geplante Übernahme von Skype durch Ebay zeigt, wohin die Reise geht. Internet-Plattformen mit Millionen Kundenzugängen wie bei Ebay, Google und Yahoo gehen mit eigenem VoIP-Angebot auf den Markt. Sie tun dies, um weitere Services mittels ihrer Plattform anzubieten, die Kunden noch stärker zu binden und natürlich mehr Einnahmen zu generieren. Für die traditionellen Festnetzanbieter ist das eine große Gefahr. Die Netze wachsen zusammen, dedizierte Netze für Sprache oder Daten werden sterben. Das weltweite Telefonieren zu Billig-Preisen, noch dazu on-demand, always on und per Klick. Das wird sich so schnell verbreiten wie die Mobilkommunikation oder E-Mail-Services in den 90er Jahren", so Helmut Reisinger, Geschäftsführer des Stuttgarter IT-Dienstleisters Nextiraone.

Vor allem die Unternehmen, die bisher als Netzbetreiber gutes Geld mit den Telefonminuten verdienen, müssten sich auf Umsatzeinbußen einstellen. Das britische Marktforschungsunternehmen Analysys rechnet generell mit einem Umsatzrückgang von bis zu 29 Mrd. Euro für die europäischen Festnetzbetreiber bis zum Jahr 2009. Das entspräche einem Umsatzverlust zwischen sechs und zehn Prozent pro Jahr. Auch die Mobilfunkanbieter werden den Festnetzbetreibern Kunden abnehmen.

"Die klassische Festnetz-Telefonie wird eher zum Zugangsabwickler (Access), wogegen die Vermittlung dann per Internet erfolgt. Mobilkommunikation und VoIP werden die klassischen Angebotsformen mittelfristig deutlich reduzieren und in die Zange nehmen. Der Kunde kann sich auf sinkende Preise freuen oder zum gleichen Preis deutlich mehr kommunizieren. Alleine die Möglichkeiten mit den Präsenzfunktionen, wer aus meiner Community online ist, wird die Kommunikationshäufigkeit erhöhen. Quasi ein internetgetriebener ,Chatter-Trend' als Renaissance der Mensch-zu-Mensch Kommunikation", beurteilt Reisinger die Entwicklung.

Um dem etwas entgegenzusetzen, sei VoIP für viele klassische Telefongesellschaften sogar eine Chance, ihre Kosten so weit zu drücken, um dem Wettbewerb aus dem Mobilfunk besser entgegentreten zu können. So rechnet Analysys vor, dass die laufenden Netzbetriebskosten des britischen Anbieters BT - der sein Netz gerade vollständig auf VoIP umstellt - um bis zu 43 Prozent niedriger ausfallen, wenn dieser Übergang vollzogen sei. Entsprechend geringer können dann auch die Preise für die Sprachübermittlung ausfallen. (pte)

Links:
Deloitte
Credit Suisse First Boston

Mit freundlicher Genehmigung von Computerwelt.at




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