Flecken sind ein Problem von gestern – zumindest wenn man auf Nanotechnologie vertraut.
Man kennt das ja: der neue Anzug, kaum drei Wochen alt. Dann die Einladung zum Businessempfang. Plötzlich kippt ein Glas Rotwein vom wackeligen Stehtisch und ergießt sich – wie könnte es anders sein – direkt über den neuen Anzug. Die bittere Erkenntnis am nächsten Morgen an der Theke der Reinigung; das gute Stück ist nicht mehr zu retten.
Ein Schreckensszenario, das dank Nanotechnologie der Vergangenheit angehört. Die Nanotechnologie beschäftigt sich mit der Erforschung, Produktion und Nutzung extrem kleiner Strukturen. „Nano“ kommt aus dem Griechischen sowie aus dem Lateinischen und bedeutet Zwerg. Der Begriff findet unter anderem Verwendung als Abkürzung für 1 Milliardstel. Die Nanotechnologie operiert mit kleinsten Struktureinheiten und Elementarteilchen, um damit Werkstoffe mit neuen Eigenschaften oder winzigste Maschinen herzustellen. Sie gilt als die Forschungsdisziplin der Zukunft.
Vorbild Natur
Die Vorbilder für die Nanotechnologie liefert dabei die Natur. Für den Textilbereich haben Forscher zunächst den so genannten „Lotuseffekt“ nachempfunden. Vom Blatt einer Lotuspflanze perlt das Regenwasser vollständig ab. Selbst zähe Flüssigkeiten wie Honig, Klebstoff oder Öl finden auf der superhydrophoben (wasserabweisenden) Oberfläche keinen Halt. Der Grund dafür liegt in der Nanostruktur der Blütenblätter. Dieses Wunder der Natur wurde jetzt von Wissenschaftlern nachgebildet und für jeden nutzbar gemacht. Textilien werden mit einer Beschichtung versehen, die nur wenige Nanometer (nm) dünn ist. Dabei wird jede einzelne Faser umhüllt. Dieser „Schutzmantel“ verhindert, dass Feuchtigkeit und Schmutz in das Innere der Faser eindringen. Ob Rotwein, Kaffee, Ketchup oder Olivenöl – kein Fleckenteufel kann nanobeschichteten Textilien etwas anhaben.
Klitzeklein – aber großartig
Der Nutzen der Nanobeschichtung könnte größer nicht sein. Denn nicht nur Flecken gehören der Vergangenheit an, auch herkömmlicher Schmutz oder Feuchtigkeit können dem Textil mit Nanobeschichtung nicht zusetzen. Löst sich der Schmutz einmal nicht von selbst, genügt es die Fläche mit Wasser nachzuspülen. Außerdem verlängert sich die Haltbarkeit der Textilien durch die „Nanoausrüstung“ beträchlich. Erfreulicherweise ändern sich die Trageeigenschaften der behandelten Textilien kein bisschen: ein Wollanzug behält seinen edlen Griff, der Stoff fällt wie bisher und auch die Optik des Anzugs ist unverändert. Temperatureigenschaften und Atmungsaktivität der nanobeschichteten Stoffe bleiben erhalten – schließlich ist das „Nanoschutzschild“ ja nur wenige Nanometer dünn und mit freiem Auge nicht erkennbar. Studien belegen zudem, dass sich die behandelten Textilien völlig neutral zur Haut verhalten. Doch nicht nur bei Textilien kommt die richtungsweisende Technologie zum Einsatz: auch Glasflächen, Keramik, Holz, Stein, Autofelgen, Fassaden oder Leder werden mit Nanobeschichtung effektiv gegen Verunreinigung und Verwitterung geschützt. Nano sei Dank!
Aus: „DON GIL“ 1.05
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